Beate Görtz
Ironman Weltmeisterin 2010, 2011, 2019 – Frauen Amateure
Ironman Weltmeisterin 2010, 2011, 2019 – Frauen Amateure
Was soll ich sagen? Ich kann es noch gar nicht so richtig glauben. Ich hab das Ding in 9:22:28 gerockt! Die Challenge wurde zum ersten mal ausgerichtet und schon bei der Wettkampfbesprechung wurde mir klar: Hier sind Profis am Werk. Mit Michael Krüger als Organisator fehlte nichts, was man nicht eh schon hätte verbessern wollen. Unglaublich. Schwimmen bei tollem Sonnenaufgang im Fuglsang See in Herning 90km von der 2. Wechselzone entfernt. Wellenstarts. Ein toller Schwimmkurs, wo ich dann sogar mal Orientierung hatte. An Bojen wurde hier nicht gespart. Für uns Frauen fiel 2 Min nach den Männern um 6:32 der Startschuß. Ich kam als 5. Frau nach 1:03:31 aus dem Wasser und ging mit über 7 min Rückstand rauf aufs Rad und ab in Richtung Billund auf meist flacher Strecke. Wir hatten an dem Tag Glück und der Wind war nicht heftig bei 10 Grad Starttemeratur. Später sollte es noch etwas wärmer werden und ein paar nette Regenduschen gab es auch. Der erhoffte Rückenwind blieb allerdings aus. Nix Windschatten. Ich war 120km allein, nix vorne nix hinten. Der Organisator hat trotz flacher Strecke ein windschattenfreies Rennen hinbekommen. Für uns Profis galt eh: Windschattenbox 20m und das ist auch richtig und gut so. Endlich wird hier verschärft! In Zielnähe fährt man dann noch 2 weitere 45km Runden. Zu Beginn konnte ich dann 2 Mädels überholen. Nun ging es auf die Verfolgung. Aber wo waren die beiden vorne? Irgendwann konnte ich dann im letzten Drittel die bis dahin 2. überholen. Man was haben die Mädels Druck gemacht. Ich wusste halt nicht, ob ich einen Marathon laufen kann, weil ich Probleme mit dem Beckengürtel habe. Deswegen musste ich alles aufs Rad setzen und bin mit guten Beinen und 219 Watt (3,5W/kg) mit meinem Bulls Bike über die Strecke geflogen! Ich holte den schnellsten Radsplit mit 4:45:55.
Während wir auf der Radstrecke ziemlich einsam unterwegs waren, erwarteten uns auf der Laufstrecke viele schöne Hotspots. Ich finde 4x 10km immer sehr gut. Dann kannst du dich früher auf verschiedene Referenzpunkte freuen. Die Laufstrecke war wirklich kurzweilig durch tolle Parks und zu guter letzt über eine Pferderennbahn, irre :-)
Meine Verfolgungsjagd war mir nicht ganz geglückt. Ich hatte durch das wahnsinns schwimmen und einer verdammt guten Radzeit von Carolin Lehrieder immer noch einen Rückstand von etwas über 7min. Ich dachte mir: Einfach nur laufen. In den ersten beiden Runden blieb der Abstand gleich. Gedanken an einen Sieg? Nein. Der Abstand nach hinten auf Jessie Donavoan war nur 4 min. Sie kann normalerweise schneller laufen als ich. Zu Beginn der 3. Runde sagte mir mein bester Supporter Helmut, dass ich nur noch 3:22 Rückstand hatte. Ich rechnete und sagte mir, nehm die Beine in die Hand! Ich hatte ein Ziel! Nach hinten wurde der Abstand glücklicherweise größer. Caro und ich waren zu Beginn der 4. Runde nur noch 46 Sek entfernt. Was für ein Krimi und was für eine Anstregung. Für den Veranstalter toll, für uns Höchsstress. Ich ging auf volles Risiko. Noch 5,5 km zu laufen und ich überholte endlich Caro. Wir gaben uns die Hand. Diese sehr emotionale Geste geht mir nicht mehr aus dem Kopf. Von da an Fokus auf das Hinterrad von meinem Führungsfahrrad – Tunnelblick. Ich kam erst wieder zur Besinnung, als ich in den wunderschönen Zielkanal einbog. Von Till Schenk wurde ich von einem „Give me 5″ begrüßt. Ich hörte nur noch meinen Namen über die Lautsprecher. Ich hatte es geschafft mit einer für mich bis dahin undenkbaren Laufzeit von 3:18:31! Nur 1 Minute später fiel meine liebe Mitstreiterin Caro in meine Arme!
Nach der spritzigen Siegerehrung kam Wettkampf Teil 2: Die Dopingkontrolle. 90min und reingezwungenen 2,5l Wasser später brachte ich erstaunliche 90ml zusammen! War mir schlecht nach dem Ganzen. Letztendlich bin ich dann auch komplett zusammengebrochen. Da habe ich dann gespürt, dass ich für diesen Sieg wirklich hart gekämpft habe. Das war es wert!
Ich hatte viele gute und leider auch schlechte Tage in der Vorbereitung, was das Laufen betrifft. Die Zweifel, einen Marathon laufen zu können, wuchsen. Mal lief es gut und mal schleppte ich mich zur Haustüre zurück. Im Rennen hat mein Freund Adrenalin alles gerichtet. Ich bin so dankbar, dass ich das Laufen abrufen konnte.
Oliver Bronny vom Triathlonshop hat meine Ernährung auf dem Rad in den letzten Tagen nochmals angepasst. Mein Trainer Freddy von Pro Athletes hat mich wieder an meine Leistungen aus 2011 herangeführt. Ein langer Prozess liegt hinter uns und ich hoffe, ich kann dies konservieren.
Danke an meine treuen Materialsponsoren Bulls und Sailfish!!!!
Liebe Beate, ich habe Pipi in den Augen und ne Gänsehaut am ganzen Körper, wenn ich hier lese, was Du am Sa in Dänemark gerissen hast! Meinen höchsten RESPEKT! Hamma!!! Du bist und bleibst unsere Granate… Herzlichen Glückwunsch zu diesem atemberaubenen Rennen! Kuss, Dine